Kreis der Verfolger rückt zusammen
Wölfe mit knapper Derby-Niederlage
Die Wünsdorfer Wölfe haben das Derby beim HSV Wildau mit 21:22 verloren. In einer umkämpften und besonders von der Abwehr geprägten Partie fehlte dem MTV am Ende ein Tor zum Punktgewinn. So ist Wildau so gut wie gerettet, hinter den Wölfen rücken die Verfolger enger zusammen. Mehr...
von Conrad Hipp
Rein statistisch hätte man eine Wette auf dieses Spiel auf ein Unentschieden platzieren müssen. Sicher war eigentlich nur, dass es kein deutliches Spiel für eines der beiden Teams werden würde. Wildau und Wünsdorf traten sich als Tabellennachbarn gegenüber, mit dem Wissen aus dem Hinspiel (24:24), dass es knapp werden könnte und auch gern mal Hin und Her geht in diesem Duell. Der Sieger könnte einen großen Sprung Richtung Klassenerhalt machen. Chemie Guben hatte bereits verloren, im Duell zwischen Lübbenau und Bad Freienwalde nahmen sich zwei Konkurrenten gegenseitig die Punkte weg. In diesem Fall zog die TSG punktemäßig mit Bad Freienwalde gleich (12:24). Es sollte also ein wichtiges Spiel werden für beide Teams.
Vom Anpfiff an sind beide Teams mit voller Konzentration im Spiel. Max Hawaleschka trifft für die Wölfe von Rechtsaußen und macht somit das erste Tor des Spiels. Es wird allerdings auch früh klar, dass diese Partie einzig über die Abwehr entschieden wird. Beide Teams verteidigen voller Leidenschaft, machen es den Offensiven extrem schwer, zum Zuge zu kommen. So dauern die Angriffe auf beiden Seiten, weil einfach kein Durchkommen durch die Abwehr ist. Nach 6:30 Minuten haben die Hausherren gerade einmal zwei Angriffe zu Ende gespielt, was unterstreicht, wie konsequent verteidigt wurde.
Nach dem 0:1 dreht Wildau auf 2:1 (7.), dann stellen die Wölfe wieder auf 3:4 (11.) und Wildau wiederum auf 7:6 (17.). Es muss viel Aufwand betrieben werden, um gute Wurfchancen herauszuarbeiten. Da die Offensivreihen aber dennoch extrem konzentriert agieren, gibt es auch wenig technische Fehler, die das Spiel mittels Tempo-Gegenstößen mal beschleunigen. Für Taktikfans wird das Spiel zum Leckerbissen – gerade, was die Abwehrarbeit betrifft.
Als das 8:6 für den HSV fällt gibt es erstmals einen Unterschied von zwei Toren. MTV-Trainer Ferenc Remes reagiert sofort, nimmt die Auszeit. Der Grund ist weniger, dass man mal zwei Tore hinten liegt, sondern eher die Entwicklung in den Minuten zuvor. Die Tore der Wildauer werden einfacher. Immer mal lässt sich der MTV zu sehr zurückdrängen, sodass Würfe von der Neunmeter-Markierung immer besser gelingen. Der HSV kommt hier jetzt einfacher zu guten Würfen und ungehinderten Abschlüssen, die durchweg über den Mittelblock in die oberen Ecken einschlagen.
Die Wölfe tauschen im Tor, dazu kommt Egor Vikhrov auf die Mitte, um das Spiel in der Offensive besser zu sortieren. Die Wölfe bleiben dran. Selbst in Unterzahl ackert die Abwehr weiter. Als Wildau versucht, auf die Außenpositionen zu verlagern, stellt Hawaleschka auf der rechten Seite clever die Passwege zu. Kurz darauf läuft er in einen Passweg, erkämpft sich am Boden den Ball. Als kurz darauf Wildaus Jan Albrecht frei am Kreis auftaucht, nach dem der HSV die Abwehr überlisten konnte, sorgt Nils Barsch mit einer krachenden Parade für ein Ausrufezeichen.
Aus einem 8:8 wird in Kürze ein 9:9, dann das 10:10. Beide Mannschaften spielen gleichwertigen Handball und ähneln sich sehr. Kurz vor der Pause haben die Wölfe aber noch was vor. Wildau versucht sich an einem künstlerischen Pass, der aber in den Fingern von Vikhrov landet. Der schnelle Spielmacher flitzt los, um sich erst einmal Platz und Übersicht zu verschaffen, dann bedient er Lucas Vogel, der über links entflohen ist. Vogel verwertet den Konter zum 10:11. Danach sucht Wildau den nächsten Torabschluss über halblinks. Den schwachen Wurf kann Barsch sogar festhalten. Die Wölfe kommen nochmal zum Zug, treffen durch Paul Gröpler zum 12:10 aus Wünsdorfer Sicht. Jetzt ist der MTV plötzlich zwei Tore weg.
Halbzeitstand: HSV Wildau – Wünsdorfer Wölfe 10:12
In der ersten Hälfte neutralisierten sich beide Seiten nahezu, die Wölfe hatten aber zumindest das Ergebnis auf ihrer Seite. Wildau braucht nach dem Wiederanpfiff allerdings nur drei Minuten, um auf 12:12 zu stellen. Gröpler besorgt die Führung, und dann merkt man bereits, dass der Ritt auf der Rasierklinge hier erste Schnitte verursacht. Im Wünsdorfer Angriff zog Wildaus Mark Andersen Erik Klaus zu sehr am Trikot. Das Schiedsrichtergespann wartet den Angriff ab, gibt Andersen nach dem Torerfolg noch die Zeitstrafe. Das bringt Wildaus Bank wiederum auf die Palme, die stattdessen eher ein Offensivfoul gesehen haben. So kassiert auch Wildau-Coach Sven Brade gleich noch den Gelben Karton.
Wildau gleicht wieder aus. Dann gibt's einen der wenigen Fehlpässe. Einen HSV-Pass schnappt Marius Luchmann weg. Er schickt Hawaleschka auf die Reise – 13:14 (36.). So läuft der Spielfilm weiter. Es bleibt ein Hin und Her und ein intensives Verteidigen auf beiden Seiten. Einen Wurf von Jakub Pawlicki kann Wildau-Keeper Jonas Perse parieren. Am Kreis hat sich Klaus aber in eine gute Position gebracht, verwertet den Abpraller zum 16:17 (42.). Es wird in diesem Spiel auf Kleinigkeiten ankommen, wenn es denn einen Sieger geben soll.
Fünf Minuten vergehen ohne Torerfolg auf beiden Seiten, ehe Lukas Seifert für Wünsdorf auf 16:18 stellt. Die Uhr zeigt noch etwas mehr als 13 Minuten Restspielzeit an. Auf der Wildauer Bank wird der Versuch der Einflussnahme aufs Spiel immer intensiver. Auffällig: Immer, wenn der HSV in Rückstand liegt, wird die Kommunikation mit dem Schiedsrichtergespann hochgefahren. Was bereits in der ersten Hälfte zu beobachten war, führt sich in Hälfte zwei fort. Dabei ist unter den Offiziellen eine gesunde Abwechslung erkennbar. Jeder übernimmt mal die Aufgabe, was loszuwerden.
Elf Minuten sind noch auf der Uhr, als Julien Halkow auf 17:19 erhöht. Wildau kommt zurück. Ein zugegeben schmeichelhafter Siebenmeterpiff bringt zunächst das 18:19. Nach dem Wünsdorf sich in der Abwehr festrennt, schiebt der MTV beim schnellen Gegenstoß die Lücken nicht gut zu, sodass Franz Reczko frei zum 19:19 treffen kann. Fehlpass MTV, Mark-Bastian Kloß mit dem Konter und schon führt Wildau mit 20:19. Wünsdorf nimmt die Auszeit, weil jetzt auf dem Feld zu viele Fehler gemacht werden. Zwei Angriffe in Folge werden wegen Fehlpässen hergeschenkt.
Bei den Wölfen läuft offensiv nicht mehr viel zusammen, dazu kommt auch noch Pech. Als Reczko bei einer Abwehraktion Klaus im Gesicht trifft, kommt er ohne Strafe davon. Eine Zeitstrafe wäre an dieser Stelle aber vertretbarer gewesen. Die Uhr tickt und der Stand bleibt knapp. Pawlicki trifft zum 21:20. Auf Wildaus Seite schleicht sich Andersen am Kreis weg, ist völlig blank. Den Wurf entschärft Barsch und verhindert damit fünf Minuten vor dem Ende eine Tendenz Richtung Vorentscheidung. Aber wieder vertendeln die Wölfe den Ballbesitz, Wildau schaltet schnell um. Den Konter schließt Jakob Düring ab und scheitert an Barsch. Vom Fuß des Keepers prallt der Ball an den Wildau-Spieler, von dort ins Seitenaus. Ballbesitz Wünsdorf, Spielunterbrechung. Wildau hätte hier gern einen Einwurf gehabt, tut dies auch lautstark kund. Die Folge: Betreuer Franz Breitling bekommt eine Zeitstrafe. 3:30 Minuten noch.
Wildau gelingt durch Andersen das 22:20, den Wölfen durch Pawlicki noch das 22:21. Mit der Sirene haben die Wölfe noch das 22:22 per Freiwurf auf der Hand, der Ball findet aber nicht den Weg ins Tor. So bejubelt Wildau einen Sieg in einem mal wieder sehr knappen Spiel zwischen dem HSV und dem MTV. Am Ende haben tatsächlich Kleinigkeiten über die Punkte entschieden. Seit der 19:17-Führung der Wölfe leistete sich Wildau nur drei Fehlwürfe, dazu fünf Tore. Auf der Wünsdorfer Liste stehen nur noch zwei Treffer, hingegen aber drei Fehlwürfe, zwei Fehlpässe und ein technischer Fehler, die in Summe dann die Kleinigkeit zu viel waren.
Wildau festigt mit dem Sieg Platz 6 in der Brandenburgliga vor dem MTV. Der HSV hat nun sechs Punkte Vorsprung vor der Gefahrenzone und ist so gut wie gerettet. Die Wölfe bleiben auf Platz 7, halten den Vorsprung auf die Verfolger, die allerdings dichter zusammenrücken. Durch den Sieg der TSG Lübbenau gegen Bad Freienwalde bleiben die Kurstadthandballer zwar auf Distanz, mit Lübbenau ist nun allerdings noch ein drittes Team neben Bad Freienwalde und Werder II bei 12 Punkten und damit drei Zähler hinter den Wölfen. Am 15. April empfangen die Wölfe die TSG Lübbenau dann zu einem sehr wichtigen Heimspiel.
HSV Wildau – Wünsdorfer Wölfe 22:21 (10:12)
HSV Wildau: Perse, Hühnerfuß – Kloß 9 (5/6), Andersen 3, Düring 3, Sommerfeld 3, Mühmhert 1, Reincke 1, Reczko, Albrecht, Pforte, Kottke, Wünsche, Brands
Wünsdorfer Wölfe: Barsch, Paeschke – Pawlicki 8 (3/3), Hawaleschka 3, Seifert 3 (1/1), Klaus 2, Gröpler 2, Vogel 1, P. Engel 1, Halkow 1, Vikhrov, Luchmann, D. Becker, Strube (0/1)
Schiedsrichter: Moritz Hagedorn/Torben Stelse
Gelbe Karten: Kottke, Düring, Andersen, Brade (Bank) – Luchmann, P. Engel
Zeitstrafen: 4:6 (Kottke, Reszko, Andersen, Breitling [Bank] – 2x Klaus, Pawlicki, Seifert, Luchmann, D. Becker)
Rote Karten: –
Siebenmeter: 5/6 (83,3%) – 4/5 (80%)
Wurfquote: 22/41 (53,65%) – 21/39 (53,84%)