Wer steigt ab aus der Brandenburgliga?
Die Rechnung zum Klassenerhalt
Die Wölfe sind auf Kurs Klassenerhalt. Zu den neun Punkten aus der Hinrunde gesellten sich sechs Zähler in der Rückrunde, die Wölfe schlichen sich im Mittelfeld der Tabelle zwischenzeitlich sogar in die obere Hälfte. Eigentlich scheint der Klassenerhalt beim Blick auf die Tabelle gar kein Problem zu sein. Doch wann sind die Wölfe eigentlich gerettet? Jedes Jahr stellt sich die Frage, wie viel Absteiger es eigentlich gibt? Welcher Platz reicht zur Rettung und bis wohin wird es noch richtig heiß? Mehr...
von Conrad Hipp
Foto: Julia Baumann
Derzeit liegen die Wünsdorfer Wölfe auf Platz 7 der Brandenburgliga. Das Saisonziel Klassenerhalt rückt immer näher. Man neigt bereits zu sagen, dass dieser nur noch Formsache ist. Schließlich liegen ja fünf Teams und damit fast die Hälfte der Liga hinter dem MTV. Das muss doch reichen!? Oder ist der Klassenerhalt vielleicht schon geschafft? Oder wird es nochmal eng? Fakt ist: Die Frage zum Klassenerhalt ist wie in jedem Jahr nur schwer zu beantworten und eine klare Antwort gibt es bis zum Schluss der Saison nicht. Die Anzahl der Absteiger variiert je nach Szenario. Es kommt wie immer drauf an, wer aus den oberen Ligen absteigt. Es ist also derzeit eine Mixtur aus Fakten und Möglichkeiten.
• Wie viele Teams starten in der Saison 2023/24 in der Brandenburgliga?
Die Staffelstärke in der eingleisigen Brandenburgliga ist auf 12 Teams begrenzt, auch in der kommenden Saison. Da in dieser Spielzeit bereits 12 Mannschaften am Start sind, muss also Platz geschaffen werden für Neuankömmlinge.
• Wie viele Aufsteiger in die Brandenburgliga gibt es? Aus den beiden Verbandsligen können maximal zwei Teams in die Brandenburgliga stoßen. Sowohl in der Nord- als auch in der Südstaffel bekommt zunächst der Meister der jeweiligen Staffel das Recht, aufzusteigen. Für die Aufsteiger aus den Verbandsligen müssen also zwei Brandenburgligisten Platz machen – Platz 12 und 11 müssen somit sicher runter. Nimmt der Meister sein Aufstiegsrecht nicht wahr, darf Platz 2 als Aufsteiger nachrücken. Will auch der Vizemeister nicht aufsteigen, hat der Drittplatzierte die Chance.
In der Nordstaffel führt derzeit der 1. SV Eberswalde die Liga an, hat nur einen Minuspunkt auf dem Konto. Im Vorjahr beendete Eberswalde die Saison auf Platz 2 hinter Grün-Weiß Werder II. Einem Aufstieg würde man keinen Riegel vorschieben. Nach 18 Spieltagen ist dieser ohnehin nur noch Formsache. Eberswalde muss dafür nicht einmal mehr punkten. Einzige Einschränkung: Das Rückspiel gegen den Tabellenzweiten HSV Bernauer Bären darf nicht mit mehr als elf Toren verloren werden – machbar. Verliert Eberswalde alle Spiele, auch gegen Bernau (aber mit weniger als elf Toren) wäre für Bernau maximal Punktgleichheit drin. Den direkten Vergleich hätten die Bären aber verloren, Eberswalde wäre Meister.
In der Südstaffel ist das Rennen wesentlich enger. Grün-Weiß Finsterwalde und Blau-Weiß Dahlewitz liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschaft. Finsterwalde liegt derzeit auf Platz 1, zwei Punkte vor Blau-Weiß Dahlewitz. Vier Spieltage stehen noch aus. Am nächsten kommt es in Finsterwalde zum direkten Duell der beiden Teams.
Zu den zwei Aufsteigern kommen allerdings noch die Absteiger aus den höheren Ligen neu in die Brandenburgliga. Und genau dort wird die Sache auch für die Wölfe noch ziemlich spannend.
• Wie viel Absteiger aus den oberen Ligen gibt es? Diese Frage geht bis in die 3. Liga hoch. Dort spielen derzeit 68 Mannschaften auf fünf Staffeln verteilt. Laut DHB sollen aus den fünf Staffeln insgesamt 17 Teams in die jeweiligen Oberliga-Bereiche absteigen. Die Anzahl der Absteiger in die jeweiligen Oberligen ist dabei sehr unterschiedlich. Die Oberliga Ostsee-Spree bekommt derzeit Grün-Weiß Werder aus der 3. Liga. In der Staffel Ost steht Werder bereits als Absteiger fest. Eine gute Nachricht kam am Wochenende aus Oranienburg. Durch den Sieg des OHC gegen den SC DHfK Leipzig II hat Oranienburg den Klassenerhalt gesichert und wird weiter in der 3. Liga spielen. Dennoch wird die Ostsee-Spree-Liga weiteren Zuwachs bekommen. In der Nordstaffel der 3. Liga steigen die Mecklenburger Stiere in die Oberliga Ostsee-Spree ab.
Die Oberliga Ostsee-Spree hat 14 Teilnehmer. Mehr Teilnehmer sind nicht vorgesehen. Für die OSL kommen also zwei Absteiger aus der 3. Liga hinzu, dazu jeweils ein Aufsteiger aus der Brandenburgliga, der Berliner Verbandsliga und der Mecklenburg/Vorpommern-Liga. Ein Team verlässt die Ostsee-Spree-Liga nach oben, es müssten also noch vier Plätze geschaffen werden. Und dort ist entscheidend, wohin die Absteiger gehen.
Unter den letzten vier der Oberliga stehen mit dem SV 63 Brandenburg-West und der HSG RSV Teltow/Ruhlsdorf derzeit zwei Teams, die in die Brandenburgliga kämen. Vier Spieltage vor Schluss ist für Teltow maximal noch Platz 11, also der viertletzte Platz, drin. Brandenburg-West kann maximal noch auf Platz 9 vorrücken, in diesem Fall müsste man aber den MTV Altlandsberg oder den Grünheider SV hinter sich lassen. So oder so werden wohl zwei der Absteiger in der kommenden Saison in der Brandenburgliga auflaufen werden.
Das wahrscheinlichste Szenario wären damit also zwei Oberliga-Absteiger und zwei Verbandsliga-Aufsteiger, die in die Brandenburgliga rücken. Also vier neue Teams. Geht der Meister aus der Brandenburgliga in die Ostsee-Spree-Liga gäbe es drei Absteiger aus der Brandenburgliga.
• Erhöht sich die Anzahl der Absteiger, wenn es keinen Aufsteiger gibt? Ja! Sollte der Meister der Brandenburgliga nicht aufsteigen wollen, werden auch hier zunächst der Zweit- und Drittplatzierte gefragt, ob sie das Aufstiegsrecht wahrnehmen wollen. Ist dies nicht der Fall, haben die Platzierten aus der Berliner Verbandsliga und der Mecklenburg/Vorpommern-Liga die Chance, das Recht auf den Platz in der Oberliga zu bekommen. Gegebenenfalls würde hier eine Relegation gespielt werden. Den Aufsteiger gibt es aber so oder so. Der Platz in der OSL müsste also ohnehin geschaffen werden. Die Anzahl der Absteiger aus der Oberliga würde sich also nicht reduzieren.
Aber: Da der Meister in der Brandenburgliga bleibt, müsste ein Platz mehr gemacht werden. Dadurch würde es einen zusätzlichen Absteiger, also vier.
• Können es noch mehr Absteiger werden? Unwahrscheinlich. Wenn in der Oberliga Ostsee-Spree unter den ersten drei Vereinen keiner ist, der in die 3. Liga aufsteigen will, würde auch hier das Aufstiegsrecht in die anderen Oberligen übergehen. Dann würde es allerdings einen Absteiger mehr geben aus der OSL – und damit wahrscheinlich auch einen dritten Oberliga-Absteiger in die Brandenburgliga. Wenn also aus der OSL und aus der Brandenburgliga niemand aufsteigen will, könnte es fünf Absteiger geben. Allerdings ist unter den Top 3 der Oberliga Ostsee-Spree durchaus Interesse da, in die 3. Liga aufzusteigen. Es kann also so gut wie ausgeschlossen werden, dass es fünf Absteiger gibt.
• Ab welchem Platz sind die Wölfe sicher dabei? Der sicherste Klassenerhalt ist auf Platz 7. Auch Platz 8 wird wahrscheinlich zum Klassenerhalt reichen. Für die unteren vier Plätze sieht es allerdings sehr dunkel aus, da derzeit nicht klar ist, ob die oberen Teams aus der Brandenburgliga ernsthaftes Interesse an einem Aufstieg haben. Der Sprung in die Oberliga, der einen enormen Mehraufwand und deutliche höhere Kosten mit sich bringt, schreckt viele Vereine ab. Man muss also von vier Absteigern ausgehen.
• Wann kann der MTV sicher gerettet sein? Trotz Platz 7 und einer guten Ausgangslage ist der MTV längst noch nicht durch. Auf Platz 9 sind es fünf Punkte, auf Platz 8 nur drei Vorsprung. Dabei ist für die Wölfe auch interessant, wie viel Spiele die jeweiligen Verfolger noch vor sich haben. Die Wölfe sind bei 18 Spielen, können also in vier Spielen maximal noch acht Punkte holen. Werder hingegen ist erst bei 16 Spielen, kann sogar noch 12 Zähler einsammeln. Bad Freienwalde hat 17 Spiele, Lübbenau und Guben sind ebenfalls bei 18 Partien. Für den Tabellenletzten aus Cottbus besteht bei 16 absolvierten Spielen und erst drei Punkten nur noch eine theoretische Chance zum Klassenerhalt.
Drei Punkte brauchen die Wölfe noch, um sicher vor Guben und Lübbenau zu bleiben. Das wäre dann sicher Platz 9 und man müsste beten, dass es einen Aufsteiger gibt. Um sicher vor Bad Freienwalde und Werder zu bleiben, dürfen die Wölfe nicht weniger Punkte holen als die beiden. Da Werder und Bad Freienwalde noch im direkten Duell aufeinander treffen, nehmen sie sich auch noch gegenseitigi die Punkte weg. Gewinnen Werder und Bad Freienwalde alle ihre restlichen Spiele (egal, wer den direkten Vergleich für sich entscheidet), wäre ein Team bei 20, das andere bei 22 Punkten. Da die Wölfe in diesem Fall gegen Bad Freienwalde verloren hätten, wären maximal noch sechs Punkte und damit 21 Zähler drin. Platz 7 wäre weg, Platz 8 aber drin.
Um nicht auf die Ergebnisse der anderen schauen zu müssen, bräuchte der MTV sieben von acht möglichen Punkten. Gelingt ein Sieg gegen Wildau, reichen vier Punkte aus den nachfolgenden drei Partien. Die Logik: Mit jeder Niederlage der Konkurrenz braucht auch der MTV weniger Zähler.
Fakt ist: Verliert der MTV alle restlichen Spiele, ist die Rechnung mit Platz 7 mehr als riskant. Bad Freienwalde müsste in diesem Fall alle sonstigen Partien verlieren (darunter gegen Werder und Lübbenau). Dazu müssten auch die anderen Konkurrenten untereinander die Punkte so aufteilen, dass niemand mehr vorbeizieht.
• Wie sieht das Schlussprogramm der Teams aus?
Wünsdorfer Wölfe: Zunächst geht es nach Wildau. Mit einem Sieg könnte man die „Schweinebande“ auch nochmal in eine Restgefahr bringen. Mit einem Wildauer Sieg wäre der Klassenerhalt für den HSV so gut wie sicher. Danach spielen die Wölfe zuhause gegen die TSG Lübbenau. Ein richtungsweisendes Spiel, bei denen der MTV auch einen schwachen Auftritt aus dem Hinspiel polieren will. Dann steht die Reise zum Oranienburger HC II an. Am letzten Spieltag empfängt der MTV Bad Freienwalde.
HSV Wildau: Nach dem Spiel gegen die Wölfe empfangen die Wildauer noch den HC Spreewald. Danach stehen zwei Reisen zum LHC Cottbus II und zur HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst an.
SV Jahn Bad Freienwalde: Das nächste Spiel steigt bei der TSG Lübbenau. Dann stehen drei Heimspiele in Folge an gegen den Oranienburger HC II, den LHC Cottbus II und Grün-Weiß Werder II an. Am letzten Spieltag kommt Bad Freienwalde ins Wolfsrevier. Für den Jahn gibt's also noch vier Duelle gegen die direkte Konkurrenz in der unteren Hälfte.
Grün-Weiß Werder II: Werders Schlussprogramm startet mit zwei Reisen. Zunächst geht's zum LHC Cottbus II, danach zum Oranienburger HC II. Anschließend gibt es Heimspiele gegen Chemie Guben und die HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst. Am vorletzten Spieltag reist Grün-Weiß nach Bad Freienwalde. Zum Schluss steht ein Heimspiel gegen den 1. VfL Potsdam II auf dem Programm.
TSG Lübbenau: Zunächst empfängt die TSG Bad Freienwalde. Dann geht's zu den Wölfen. Anschließend empfängt Lübbenau den LHC Cottbus II, am letzten Spieltag geht's zum HC Spreewald. Drei Duelle also gegen direkte Konkurrenten und die TSG hat personell noch einmal gut aufgestockt.
Chemie Guben: Zuhause geht es gegen die HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst. Dann reist Guben nach Werder und anschließend nach Potsdam. Am Ende steht ein Heimspiel gegen den HC Bad Liebenwerda an. Drei der vier Gubener Duelle sind also gegen Teams aus den Top 4 der Liga. Ein hartes Programm.
LHC Cottbus II: Dem LHC kann nur noch ein Wunder helfen. Alle Spiele müssen gewonnen werden. Dazu müssen sich die anderen Teams die Punkte gegenseitig so wegnehmen, dass Cottbus am Ende noch auf Platz 8 landet. Das Programm: Zuhause gegen Werder II, dann Auswärtsspiele in Bad Liebenwerda, Bad Freienwalde und Lübbenau. Zum Schluss zwei Heimspiele gegen Wildau und Oranienburg II.