Saisonspiele 2023/24

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Abwehrspektakel & Torwart-Show

Wölfe reißen Adler vom Himmel
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Die Wünsdorfer Wölfe haben zwei ungeplante Punkte eingefahren und beim Tabellenführer 1. VfL Potsdam II mit 24:22 gewonnen. Grundstein für den Erfolg war eine sehr starke Abwehrleistung und eine fulminante Torhüterleistung von Carlo Paeschke. So bringen die Wünsdorfer den Potsdamer Adlern ihre erste Saisonniederlage bei und nisten sich im Tabellenmittelfeld ein. Mehr... 

 von Conrad Hipp

Die Potsdamer Tabellenführer trabten ruhig durch die engen Wände der Sporthalle am Kirchsteigfeld, einige sackten in die Hocke. MTV-Kreisläufer Erik Klaus rannte mit ausgebreiteten Armen einen langen Bogen quer übers Feld, als wollte er abheben wollen. Es blieben aber alle am Boden – auch die Potsdamer Adler. Wölfe-Trainer Ferenc Remes wagte ein Tänzchen auf dem Feld, die Wölfe hüpften im Kreis und sangen „hier regiert der MTV“ während das Echo der Schlusssirene in der hintersten Ecke des Feldes langsam verstummte. Danach stolzierten die Wölfe mit breiter Brust an der einen Zuschauerreihe in der Halle vorbei, klatschten mit den mitgereisten Fans ab. Danach ging es in die Kabine zum Siegerselfie und zu weiteren Gesängen. Es ist die Beschreibung von Partybildern eines Sieges, der nicht eingeplant war. Schließlich war der Gegner aus Potsdam in dieser Saison noch ungeschlagen, lediglich der Tabellenzweite Oranienburger HC II, der HC Spreewald und der HC Bad Liebenwerda hatten dem VfL ein Unentschieden abgeknipst – allerdings jeweils in heimischer Halle. In der engen Halle am Kirchsteigfeld allerdings gab es bisher aus sieben Spielen sieben Siege für die Adler. 

Es war im Vorfeld nicht ganz klar, welches Gesicht das Wolfsrudel beim Gastspiel in der Landeshauptstadt zeigen sollte. Immer wieder hatte es im Laufe der Saison auch Auftritte gegeben, die Anlass zur Kritik boten. Auch die Generalprobe verlief nicht komplett glatt. Am Donnerstag hatten die Wölfe die SG OSF II aus Berlin Schöneberg-Friedenau zu Gast. Gegen den Berliner Verbandsligisten taten sich die Wünsdorfer ziemlich schwer. In der ersten Hälfte zeigten die Hauptstädter ein ansehnlich flexibles Offensivspiel und tolle Kombinationen, mit der die MTV-Abwehr ziemliche Probleme hatte. Auch der Trainer war zwischenzeitlich unzufrieden, kommentierte die Abwehrleistung so: „Wenn wir das am Samstag spielen, werden wir abgeschlachtet.“ Erst in der zweiten Hälfte zeigte der MTV ein verbessertes Spiel, siegte schlussendlich mit 32:23. 

So ging die Reise nach Potsdam. Auf dem Papier waren die Rollen klar verteilt: Die Wölfe waren ohne Chance – und genau die wollten sie nutzen. Bereits im Hinspiel konnte das Rudel in der heimischen Paul-Schumann-Halle die Potsdamer lange ärgern. Die Reise nach Wünsdorf sollte trotz angezogener Handbremse erfolgreich sein. Erst in der Schlussviertelstunde erhoben sich die Adler aus ihrem Tiefflug und entkamen dem Wolfsrudel so mit einem leichten Federverlust. In der Potsdamer Halle hatten die Wölfe schon vor dem Anpfiff den Stimmungscheck gewonnen. Während der Tabellenführer still in die Halle glitt, wurden die Wölfe rhythmisch begleitet von den mitgereisten Fans. Allerdings müssen alle die Füße einziehen, denn der Zuschauerraum bestand lediglich aus einer Turnbank und bietet eine Beinfreiheit, gegen die jeder Billig-Flieger Urlaubsgefühle weckt. Der Platz zwischen Wand und Seitenlinie beträgt geschätzt einen guten Meter. Hinter den Grundlinien neben den Toren parken Mattenwagen und Kasten, weil keine Geräteräume vorhanden sind. Das Kampfgericht saß auf vertikal aufgestellten Turn-Hockern, Laptop und Bedienung für die Anzeigetafel auf einem Sport-Kasten geparkt. Warum in einer Landeshauptstadt in so einer Halle Brandenburgliga-Handball gespielt wird, bei dem man von einem gewissen öffentlichen Interesse ausgehen kann, bleibt wohl ein ewiges Rätsel des Verbandes. Die Frage nach dem „Warum“ darf allerdings weiter gestellt werden.

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Als die Wölfe in die Halle einlaufen, trabt Torhüter Carlo Paeschke als Letzter locker hinter dem Rudel her. Noch ist seine Körperspannung auf dem Level eines kleinen Säugetiers, welches die Sonne genießt und die drohende Gefahr des hungrigen Greifvogels noch nicht ahnt. Der erste Angriff gehört den Wölfen. Als der Ball nach 40 Sekunden bei Jakub Pawlicki landet, geht der Arm der Schiedsrichter hoch. Das passive Spiel droht. Pawlicki ist dort gerade auf dem Weg zum Tor, wird beim Versuch aber gehindert. Freiwurf! Diesen führt Erik Klaus aus auf Pawlicki, Querpass auf Egor Vikhrov, der nach links spielt auf Lukas Seifert. Pfiff – Ballbesitz Potsdam. So gehört Potsdam der erste Torversuch, den Max Günther zum 1:0 vollendet. Die Wölfe nun direkt mit mehr Druck aufs Tor, ein paar Pässe hin und her, dann schickt Pawlicki Potsdams Keeper Julian von Hoff in die falsche Ecke und trifft zum 1:1. Jetzt ist wieder Potsdam dran. Der Wurf von Maximilian Hübler bleibt im Seifert-Block kleben, die zweite Welle verwertet Pawlicki erneut ohne Reaktion des Torhüters, Führung Wünsdorf (2:1/3.). 

Schon im zweiten Ballvortrag des Spiels droht Potsdam ein passives Spiel, weil der Tabellenführer seine Offensivqualitäten nicht entfaltet. Der Ball fliegt von rechts nach links und wieder zurück, verzweifelt auf der Suche nach einer Lücke. Die Wünsdorfer Abwehr hingegen verschiebt, übt gar keinen großen Druck auf – das reicht aber zunächst. Franz-Fabian Feix sucht den Weg durch die Abwehr und scheitert an Paeschke im Wölfe-Tor. Der Paraden-Zettel des Keepers hat viel Platz – und nun seinen ersten Strich. Und die Wölfe? Die spielen ihre Angriffe konzentriert runter. Die Potsdamer Abwehr ruht sich aus, lässt Wünsdorf zirkulieren. Der Ball fliegt nach Linksaußen – Paul Engel zum 3:1 aus MTV-Sicht (5.). Beim Stand von 2:3 müssen die Wölfe die erste Unterzahl verarbeiten. Potsdam schafft die Wende, geht mit 4:3 in Führung. Es soll die letzte Führung im Spiel bleiben. 

10. Minute: Potsdam versucht es mit höherem Tempo. Der Pass kommt mit viel Risiko von Rechtsaußen zum Kreis. Er kommt bei Kreisläufer Stefan Weihrauch an, der Pfiff: abgestanden! Selbst wenn Weihrauch aber nicht übertreten hätte, Paeschke hatte die Kugel. Schon nach 13 Minuten nimmt Potsdam die Auszeit. Es steht 5:7 und die Hausherren müssen sich selbst attestieren, dass sie überhaupt nicht im Spiel sind. Wie im Hinspiel versucht es der VfL mit der „wird-schon“-Spielweise. In der Abwehr rutscht der Tabellenführer an der Sechsmeterlinie von rechts nach links – in der Offensive fehlt komplett die Durchschlagskraft gegen eine sehr gut und konsequent eingestellte Wünsdorfer Abwehr. Die Adler müssen eingestehen, dass ihnen der Gegenwind bisher einfach zu viel ist, um überhaupt die Flügel zu bewegen. 

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Auch nach der Auszeit sind die Hausherren weit weg vom entspannten Gleitflug. Feix dringt auf Linksaußen im Sturzflug durch. Paeschke notiert Strich Nummer vier auf dem Paradezettel (15.). In den vier Minuten nach der Auszeit legen die Wölfe einen 3:0-Lauf hin. Das bedeutet auf der Anzeigetafel einen Stand von 5:10. Potsdams Zwischenbilanz von allen Würfen, die aus dem Feld aufs Tor gingen: drei Tore, fünf Paeschke-Paraden. Dazu kommen zwei Siebenmetertreffer und zwei Würfe neben das Tor. Stürmischer Gegenwind für die Schar. Siebenmeter Potsdam – Abwechslung im Wölfe-Tor. Nils Barsch kommt, und hält. Wünsdorf macht in der Offensive weiter Druck. Vikhrov stößt auf halblinks Richtung Tor. Nah am Sechsmeterkeis bricht er die Wurfaktion gegen zwei Verteidiger ab, springt hoch, spielt den Ball nach rechts. Auf halblinks ist Pawlicki schon auf dem Weg nach oben, Ballannahme und Abschluss in einer fließenden Bewegung. Ein ungewollter, zumindester angedeuteter Kempa-Pass und es steht 6:12 (21.). Den Gastgebern wird langsam klar, dass dieses Rudel noch viel bissiger ist als im Hinspiel. 

22. Minute: Wünsdorf im Angriff. Vikhrov will auf Klaus spielen, da springt Potsdams Daniel Böhm dazwischen. Er erwischt den Ball, der daraufhin Richtung Seitenaus fliegt. Böhm hechtet dem Spielgerät hinterher. Da die Halle aber am Spielfeldrand eine Knautschzone aufweist, als würde man einem Smart aus Vibranium in den Kofferraum knallen, endet auch Böhms Ausflug mit einem Rumms. Der Abwehrspieler rastet im Publikum ein, verletzt dabei eine Zuschauerin am Fuß. Sie hatte keine Ausweichmöglichkeit. Aber die Halle ist vom Verband genehmigt. Die Frage nach dem „Warum“ (siehe oben) bleibt weiterhin gestellt. Böhm selbst hat keine Schuld an dem Crash, hält es aber trotzdem nicht für nötig, sich bei der Zuschauerin zu entschuldigen oder nach dem Wohlbefinden zu erkundigen. 

In den Schlussminuten der ersten Hälfte sorgt der Tiefflug der Adler dafür, dass die Wölfe etwas an der Nase gekitzelt sind. In der Folge leistet sich das Rudel einige Unkonzentriertheiten im Torabschluss. Allerdings sind auch die Adler weiterhin in ihrem Magnetfeld gestört. Nach einem Fehlpass der Wölfe bekommt Jacob Morawe den Konter vorgelegt. Erst eine Minute zuvor hat er den schnellen Gegenstoß am Pfosten platziert. Jetzt hat Morawe Zeit, sich Paeschke auszugucken, der schiebt sein linkes Bein direkt in die Flugbahn des Balles. Während die Bank der Wölfe aufspringt, schaut Trainer Remes konzentriert aufs Spielgeschehen, hat die Arme vor sich verschränkt. Dann wandert die rechte Hand ans Kinn, der Trainer beeindruckt: „Oh mein Gott, war der gut.“ (26.) Seifert bedient Klaus am Kreis. Der knabbert Böhm die Krallen ab, vernascht erst den Abwehrmann und dann auch noch den Torhüter mit einem edlen Heber – 10:14 (28.). Beim Lauf in die Abwehr hört man ein „Boooom“. Die Wölfe sind körperlich wie mental komplett drin im Spiel, haben tierischen Appetit auf eine Beute, die sonst gar nicht auf der Speisekarte steht.

Mit der Halbzeitsirene bedient Dirk Becker Andy Strube, der sich auf Rechtsaußen durchsetzt und mit einem schönen Wurf ins lange Eck auf 11:15 stellt. Klaus blockt am Anwurfkreis noch den letzten Wurfversuch und die Wünsdorfer schicken den VfL mit einem ordentlichen Rumms in die Kabine. Der Tabellenführer hat den Flugmodus auf Autopilot gestellt und der Schalter ruckelt sich Richtung Sinkflug. Die Wölfe zeigen eine schwer zu bändigende Mentalität und ein Selbstvertrauen, mit dem man die Potsdamer extrem überrascht. Die Hausherren hatten sich auf ein leichteres Spiel eingestellt. In der Abwehr fehlt die Schärfe der Krallen, im Angriff beißt man bisher auf hartes Holz anstatt auf weiches Aas.

Halbzeitstand: 1. VfL Potsdam II – Wünsdorfer Wölfe 11:15
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Der Anpfiff zur zweiten Hälfte ertönt und eigentlich erwartet jeder in der Halle, dass Potsdam nun den Turbo zündet und aufzeigt, warum man auf Platz 1 steht. Wie im Hinspiel nur die letzte Viertelstunde auf 100 Prozent zu stellen wäre ein riskantes Unterfangen. So sucht der VfL im ersten Angriff schnell den Abschluss. Auf Linksaußen wird Tim Weichelt gefunden, doch Paeschke hat erst einmal keine Lust, den Spielstand anzupassen. Nach sieben Paraden aus dem Feld in den ersten 30 Minuten macht er nach 20 Sekunden den achten Strich – und es ist noch etwas Platz auf dem Zettel.

Wünsdorf spielt im Angriff ruhig und konzentriert. Nach einem Fehlwurf schaltet Potsdam zur Abwechslung mal schnell um. Bevor die Abwehr postiert ist wird Florian Knetsch auf Rechtsaußen bedient, Paeschke drückt den Ball aber neben das Tor und über die Linie – Parade Nummer drei, in Hälfte zwei – nach drei Minuten! Pawlicki ist in der Offensive durch, kriegt von Max Günther einen Flügelschlag in den Wurfarm. Das Spiel läuft weiter. Beim Konter verweigert Weichelt von außen den Wurf, bedient lieber Weihrauch am Kreis. Paeschke ist es egal, von wem er sich den nächsten Strich auf dem Zettel holt. Der Wolf im gelben Body springt und fliegt jedem Ball entgegen mit dem großen Willen, alle Adler heute vom Himmel zu holen. 

In der 37. Minute netzt Seifert zum 12:19. In Worten: Zwölf zu Neunzehn! Der Aufsteiger führt beim bisher ungeschlagenen Tabellenführer mit sieben Toren! Und bei etwas mehr als 22 Minuten Restzeit wird für Potsdam auch die restliche Flugzeit langsam zu einem Faktor. Pawlicki klaut dem Gegner beim Spielaufbau den Ball. Mit wenig Hektik bringt er den Konter zu Ende, stellt auf 13:19, zieht dazu noch eine Zeitstrafe für den Gegner. 

Die Adler versuchen abzuheben, doch der gelernte Elektriker im Tor der Wölfe weiß, wie man Magnetfelder nicht nur stört, sondern sie gegebenenfalls komplett außer Gefecht setzt. Dass die Wölfe in den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff satte fünf Fehlwürfe produzieren, fällt überhaupt nicht auf. Denn im MTV-Tor rupft Paeschke dem Adler langsam Feder für Feder raus. Aus dem Feld hält der Keeper in der zweiten Hälfte sechs der ersten sieben Würfe. Für Mathefreunde ist das eine Quote von 85,71 Prozent nach der zweiten Kommastelle abgerundet. Warum der Trainer im Nachhinein auf seiner Facebook-Seite von einer „Carlo-Paeschke-Show“ schreibt, dürfte hiermit beantwortet sein.

potsdam mtv carlo konterDoch zunehmend fühlen sich die Adler durch die Abwehr der Wölfe doch gekitzelt und provoziert. Als Maximilian Hübler zum 15:20 trifft, kassieren die Wölfe eine Zeitstrafe und spielen in doppelter Unterzahl, die der MTV aber mit viel Willen ohne Gegentor übersteht, weil Paeschke auch den Konter von Hübler einfach wegatmet. Und die Show geht weiter. Siebenmeter Knetsch: Paeschke erwischt den Ball, der tippelt Richtung Tor, doch mit einem Blitzreflex holt er ihn von der Linie. Parade Nummer 15 – und der Trainer schlägt auf der Bank nur noch die Hände über dem Kopf zusammen. Auch der ein oder andere Freiwurfpfiff geht auf das Konto des Keepers. Das Schiedsrichtergespann wartet bei vielen Wurfversuchen ab, ob der Ball reingeht oder nicht und entscheidet erst dann. Weil Paeschke aber an diesem Tag jedes Fluggerät von Ball über Taube bis Adler entschärft, bekommt der VfL die ein oder andere Chance mehr.

Die Schlussviertelstunde steht an und den Potsdamern steht nur noch der Kamikaze-Flug zur Verfügung. Während Klaus am Kreis im Gesicht getroffen wird, fällt Günther Vikhrov beim Wurfversuch. Wünsdorf nimmt die Auszeit, um erst einmal Dampf vom Kessel zu lassen. Potsdam hat sechs Tore Rückstand und nur noch 13 Minuten Zeit. Für Wünsdorf spielt nun auch der Faktor Zeit mit. Im Angriff hat der MTV gar keine Eile, schließlich ist der Vorsprung komfortabel. Doch in der Schlussphase beginnt der bereits aus der Luft geholte und angerissene Adler plötzlich noch zu zucken. Und das Fleisch des Adlers hat einen bitteren Geschmack. Klaus erzielt vom Kreis das 16:22. Erst nach dem Torerfolg wird plötzlich ein Foul gesehen. Der Treffer zählt nicht, Freiwurf MTV. Ballverlust Wünsdorf, das schnelle Umschaltspiel der Potsdamer. Ein Fußspiel von Hübler auf Höhe der Mittellinie wird übersehen, doch Paeschke ist ja da.

Trotzdem verliert das Schiri-Gespann Martin Otto und Pascal Ryll in den letzten elf Minuten des Spiels ihre bis dahin gleichwertige und konsequente Linie. Als Pawlicki zunächst Jacob Morawe vernascht, sieht der in der Abwehr sehr umtriebige Böhm die letzte Ausfahrt und schiebt seinen Körper ohne Absicht auf Ballgewinn voll in den Laufweg des MTV-Torjägers. Eine Zeitstrafe wäre hier zwar angebracht gewesen, wird aber nicht gegeben. Den fälligen Freiwurf vergeben die Wölfe, Feix fällt in den Kreis, berührt den Ball. Trotzdem gibt es Abwurf für Potsdam. Die Wölfe sind aber weiter bereit, jetzt endgültig zu speisen. Klaus bekommt ein Zuspiel am Kreis, netzt mit einer Aasruhe per Heber zum 17:22 (52.).

Potsdam hat jetzt nur noch ein Mittel: Offensive Abwehr und volle Härte. In ein Anspiel an Klaus hängt sich Günther mit vollem Körpergewicht rein, lässt sich dann fallen, um Klaus niederzuringen. Der Kreisläufer bleibt verletzt liegen, eine Zeitstrafe bleibt hier erneut aus. In der Schlussphase lassen die Schiedsrichter ihre bisher gut erkennbare Linie etwas Slalom laufen. Im Einzelfall treffen sie zwar auch hier kaum falsche Entscheidungen, aber die Ausgewogenheit in der Bewertung der Abwehraktionen auf beiden Seiten kippt jetzt Richtung Tabellenführer. Freiwurf Klaus, Pawlicki hebt ab und erneut rauscht Böhm in maximaler Fluggeschwindigkeit in den Mann hinein. Die persönlich längst erarbeitete Zeitstrafe erbost die Bank der Potsdamer, sodass es zudem noch den Gelben Karton gibt.

Spätestens jetzt wird das Spiel auch zur Nervensache. Ballgewinn Potsdam. Jacob Morawe setzt an der Mittellinie zum Dribbling an, lässt sich von Max Hawaleschka nach außen drängen, kommt zum Wurf und dann wird der Platz auf dem Zettel der Paeschke-Paraden so langsam knapp. Während Potsdam nach Wiederanpfiff sieben Tore notiert, schreibt sich Paeschke in der zweiten Hälfte bereits zehn Paraden auf den Bierdeckel. Torwart-Kollege Barsch zur Leistung seines Kollegen: „Wenn wir gewechselt hätten, hätte ich mich zum Trottel gemacht. Ich freue mich mega über seine Leistung.“ Der in der Winterpause zurückgekehrte Keeper erklärt: „Wir haben uns vor dem Spiel die Freigabe vom Trainer eingeholt, die Wechsel selbst zu entscheiden. So haben wir das früher auch getan. Wir hatten uns geeinigt, dass Carlo anfängt und das Gefühl war richtig. So muss ein Gespann funktionieren. Bei so einer Leistung kann ich mich entspannt zurücklehnen und mich einfach nur freuen.“ 

Im Angriff geht den Wölfen jetzt aber die Luft aus. Potsdam steht nun konsequenter und trifft von durch Jacob Morawe zum 20:22 – noch fünf Minuten auf der Uhr. Dazu gibt's eine Zeitstrafe gegen Klaus, der ohnehin in den Minuten zuvor alles gegen sich entschieden bekam. 

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Potsdam rückt nun mit dem Mittelmann direkt raus, dazu den Halbspieler auf der ballführenden Seite. Maximaler Druck auf die Unterzahl der Wölfe. Paul Gröpler gerät in die Fänge von Böhm, der ihn zunächst samt Ball nach hinten zieht und dann nicht loslassen will. Der Defensiv-Adler reizt in dieser Phase alles aus, um vom Feld zu fliegen oder eben noch den Punktgewinn einzuflattern. 

Die Wünsdorfer gönnen sich den Ballverlust. Potsdam spielt am Kreis auf Florian Morawe – 21:22 (56.). Die Wölfe tun sich jetzt extrem schwer beim Torabschluss, rennen sich immer wieder in der Abwehr fest. Gröpler fliegt von Linksaußen, visiert das kurze Eck zu genau an. Der Ball geht ans Außennetz. Der doppelte Pfiff – Tor! Verwirrung auch bei den Wünsdorfern. Dann fix die Korrektur: Abwurf. Der Ball ging so knapp gegen den Pfosten, dass es aus dem Blickwinkel des Schiris aussah wie ein Tor. Das macht aber Potsdam per Siebenmeter – Jacob Morawe trifft zum 22:22 und das 153 Sekunden vor dem Ende. 

Die Adler wägen sich nun auf dem Höhenflug, doch die Wölfe haben noch einen. Paeschke verlässt seinen Kasten, der MTV zieht jetzt alle Register für den Sieg. Sieben Feldspieler, kein Keeper. Alles oder nichts! Für Potsdam kommt dieser Zug zu überraschend. Pawlicki fliegt von Rechtsaußen ein – 23:22 für den MTV! Noch 80 Sekunden – Auszeit Potsdam. Die Wölfe-Abwehr ackert und rackert und beißt und fletscht. Den Hausherren fällt nichts mehr ein. Vier mal fliegt die Offensive gegen die Wölfe-Wand. Letztes Mittel, der Siebenmeter: 25 Sekunden vor dem Ende guckt Barsch den Ball neben das Tor. Den Adlern flattern die bereits blutenden Flügel. Wünsdorf muss nur noch den Ball halten. Die Murmel fliegt nach vorn, Vikhrov wird beim Konter gehindert. Die Sirene – und Siebenmeter. Die Arme fliegen hoch, der Adler ist zu Fall gebracht. Gröpler verwandelt den Siebenmeter noch zum 24:22. Der Rest steht am Anfang des Textes.

Die Wölfe gewinnen beim bisher ungeschlagenen Tabellenführer aus Potsdam mit 24:22, reißen mit dem Adler eine Beute, die sonst gar nicht ins Beuteschema passt. Im Wölfe-Tor steht Paeschke am Ende mit 17 Paraden. Aus dem Feld hält der Keeper 16 von 35 Torversuchen. Die Wölfe stehen damit auf Platz 6 der Brandenburgliga. Auf den vorletzten Platz sind es allerdings nur fünf Punkte Vorsprung. Es bleibt wahnsinnig eng – das Momentum gehört aber so oder so den Wölfen.

1. VfL Potsdam II – Wünsdorfer Wölfe 22:24 (11:15)

1. VfL Potsdam II: Fischer, von Hoff – Knetsch 7 (3/5), J. Morawe 4 (1/2), Hübler 3, Weichelt 2, Günther 2, F. Morawe 2, Feix 1, Weihrauch 1, Böhm, Weber, Pätzold
Wünsdorfer Wölfe: Paeschke, Barsch – Pawlicki 9 (0/1), Seifert 5, Klaus 4, Strube 2, P. Engel 1, Hawaleschka 1, Vikhrov 1, Gröpler 1, Vogel, Wendland, D. Becker, Luchmannn
Schiedsrichter: Martin Otto/Pascal Ryll

Gelbe Karten: Böhm, Weichelt, Urban (Bank) – Hawaleschka, Vikhrov, Klaus, Behrend (Bank)
Zeitstrafen: 4:5 (2x Böhm, Weihrauch, J. Morawe – Seifert, Luchmann, D. Becker, Klaus, Strube)
Rote Karten: –

Siebenmeter: 3/7 – 1/2
Wurfquote: 22/44 (50%) – 24/44 (54,54%)

 

 

 

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