Saisonspiele 2023/24

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Schon wieder 34 Gegentore und eine Niederlage

Wölfe verlernen ihre Abwehr guben mtv

Nächster Dämpfer für die Wünsdorfer Wölfe. Beim SV Chemie Guben gab es eine 27:34-Niederlage. Dabei kassierten die Wölfe bereits zum zweiten Mal in Serie 34 Gegentore. Guben hingegen konnte nach drei knappen Niederlagen endlich den ersten Saisonsieg feiern. Mehr... 

 von Conrad Hipp
Fotos: Matthias Lüer

Nach den 34 Gegentoren und der Neun-Tore-Niederlage gegen Ahrensdorf/Schenkenhorst wollten die Wölfe schnell wieder zurück in die Spur. Trainer Ferenc Remes vermutete, dass die Niederlage keine bleibenden Schäden hinterlassen wird. Allerdings blieb auch wenig Zeit zum Verdauen der Niederlage. Lediglich zwei Trainingseinheiten später gab es die Reise zum SV Chemie Guben, einem alt bekannten Gegner aus der Verbandsliga. Unter der Woche kämpfte der MTV mit Krankheitsproblemen. Viele Spieler setzten mit dem Training aus, um sich zu schonen. Pünktlich zum Spiel hatten die Wölfe zumindest wieder den Kader voll. Allerdings waren längst nicht alle Spieler bei hundert Prozent.

Ins Spiel: Mit Anpfiff wird es richtig laut in der Halle. Beide Fanlager sorgen für eine tolle Atmosphäre in der engen Gubener Halle, in der die Zuschauer in nur zwei Sitzreihen sehr nah am Spielfeld sitzen. In der feurigen Stimmung setzt Guben mit dem 1:0 den ersten Torschrei auf. Dann greift die erste taktische Maßnahme der Hausherren. Gubens Robert Maschke nimmt Wölfe-Torjäger Jakub Pawlicki in Manndeckung. Pawlicki spielte zwei Jahre in Guben, die Chemiker kennen seine Eigenschaften nur zu gut und wissen, wie explosiv er sein kann. Die Züge zum Tor will Guben von Beginn an unterbinden. Die Spezialaufgabe von Maschke sollte über die gesamten 60 Minuten durchgezogen werden. So spielen bei Wünsdorfer Angriffen oft nur Fünf gegen Fünf.

guben mtv abwehrDie Wünsdorfer Fünf versucht, durch die Guben-Abwehr zu kommen. Dies gelingt aber nur mit viel Aufwand. Zudem ist der Torabschluss der Wölfe nicht gut. Nach nur fünf Minuten haben die Wölfe schon vier Fehlwürfe produziert, drei davon gehen auf das Konto von Guben-Torwart Dirk Müller, der die Wölfe von Beginn hat mit starken Paraden ärgert (4:1/5.). So kann Guben erst einmal gut vorlegen und so in der Halle eine Grundeuphorie unter den Fans entfachen. Trotzdem sind die Punkte längst nicht nach fünf Minuten vergeben. Paul Gröpler setzt sich mit einer sehenswerten Wurffinte durch, dreht sich anschließend um den Verteidiger und trifft zum 5:3. Die vielen Offensivfehler bringen MTV-Trainer Remes aber auch zu einem frühen taktischen Kniff. Spielmacher Rudi Schulz, der zuletzt einige Wochen verletzt aussetzen musste, kommt schon früh ins Spiel. Schulz sortiert das Spiel, bringt die nötige Struktur ins Wünsdorfer Spiel und ersetzt so den krankheitsbedingt ausgefallelen Nils Seegebrecht mit einer guten Leistung.

Trotzdem haben die Wölfe wieder Probleme mit dem eigenen Spiel – besonders defensiv. In der Abwehr zeigen die Wünsdorfer die gleichen Probleme wie in der Vorwoche. Statt den Gegner gar nicht erst in Bewegung kommen zu lassen, wird erst nach den ersten Schritten zugefasst, als der Druck auf die Abwehr aber schon aufgebaut ist. Dazu werden die Abwehrhandlungen nicht zu Ende durchgezogen, sodass Guben trotzdem zum Wurf kommt. Erst nach 14 Minuten wirft Guben den ersten Ball nicht ins Tor. Wünsdorfs Fehlwurfkonto ist zu diesem Zeitpunkt schon auf sechs angestiegen. Nach 21 Minuten liegen die Wölfe so bereits sechs Tore hinten, haben sich schon 14 Gegentore gefangen. Dann wird es sehenswert: MTV-Routinier Dirk Becker bekommt am Kreis ein schönes Zuspiel, wird aber an der Wurfbewegung gehindert – fast. Mit einem Rückhandwurf überrascht Becker den Torwart, trifft zum 15:10 (24.). Ein schöner Treffer. Bitter für Becker: Im vom Kampfgericht ohnehin sehr fehlerhaften Spielprotokoll bekommt Andy Strube den Treffer gutgeschrieben. An diesem Tag leider nicht das einzige MTV-Tor, welches dem falschen Spieler zugeschrieben wird.

Trotzdem rennen die Wünsdorfer weiter hinterher. Auch Julien Halkow, der von Halbrechts durchdringt und in der Luft aus der Drehung ebenfalls per Rückhandwurf abschließt, kann daran nichts ändern. Der MTV-Neuzugang zeigt sich aber offensiv sehr engagiert, baut viel Druck auf die Abwehr auf und zeigt mit guten Bewegungsabläufen und einer guten Wurfauswahl sein Potenzial. Zur Pause hat Halkow bereits sechs Tore auf dem Konto – die Wölfe kommen insgesamt auf 13 Treffer aber bereits 18 Gegentore. Das Bild zur Pause ähnelt sich dem Spiel gegen Ahrensdorf/Schenkenhorst in der Vorwoche. Beide Mannschaft haben gleich viele Würfe aufs Tor (24 Versuche), nur Guben ist effektiver, kann nur sechs davon nicht im Tor unterbringen (Wünsdorf mit elf Fehlwürfen). 

Halbzeitstand: Chemie Guben – Wünsdorfer Wölfe 18:13

Auch die zweite Hälfte beginnt nicht gut für den MTV. Die erste Offensivaktion ist ein Fehlpass, so gibt man den ersten Ballbesitz leichtfertig aus der Hand. Das erste Tor nach Wiederanpfiff erzielt Tim Ermling für die Hausherren trotz Unterzahl. Immer wieder gelingt es Ermling, sich mit druckvollen Bewegungen gegen die Wölfe durchzusetzen, die in der Abwehr weiterhin nicht konsequent genug agieren. Zu wenig stemmt sich der MTV gegen die Bewegungsabläufe der Gubener, zu spät greift die Abwehr ein. Guben bekommt so weiterhin leichte Würfe aufs MTV-Tor. In die Offensivaktionen der Gastgeber mischen sich allerdings auch einige Schrittfehler. Das sonst souveräne Schiedsrichtergespann Maik Lehmann und Martin Prokof erwischt aber bei der Betrachtung dieser keinen guten Tag und lässt viele Schrittfehler ungeahndet. Doch der MTV hat mehr Probleme mit dem eigenen Spiel als mit einigen ausbleibenden Schiedsrichterentscheidungen.

Die Wölfe bleiben zwar in Schlagdistanz und halten den Rückstand bei fünf Toren. Aber mehr geht an diesem Tag nicht. Auf Rechtsaußen dringt Guben-Torjäger Jan Rietschel völlig frei und ungehindert durch. Wölfe-Keeper Carlo Paeschke bleibt im Tor stehen, bekommt den Ball voll ins Gesicht. Seit dieser Saison sollen Gesichtstreffer nach freien Würfen nicht nur beim Siebenmeter geahndet werden, sondern auch wenn diese aus dem Spiel erfolgen. Eine Strafe gegen Rietschel wäre hier laut der neuen Regel demnach angebracht gewesen, weil kein Verteidiger mehr zwischen ihm und dem Torwart stand und er frei zum Wurf kam. Der Schutz des Torwarts und dementsprechend eine Strafe gegen den Werfer blieben in dieser Situation aber aus. Zum Vergleich: Beim Saisonauftakt in Werder bekam Wünsdorfs Pawlicki eine Zeitstrafe, nach dem er in Bedrängnis den Ball über den Abwehrblock warf und den Torwart im Gesicht getroffen hatte.

guben mtv schulz angriffDer MTV versucht in dieser Phase noch einige Änderungen in der Offensive. Die Maßnahme, einen zusätzlichen Feldspieler für den Torwart zu bringen, fruchtet in der Schlussviertelstunde zwar einige Male, bringt aber auch nicht mehr die Wende. „Vielleicht hätten wir uns diese Variante früher zutrauen müssen“, zeigt sich Remes nach der Partie nachdenklich. Am Ende verlieren die Wölfe mit 27:34 und kassieren damit nicht nur die zweite Niederlage in Folge, sondern auch zum zweiten Mal 34 Gegentore in einem Spiel. Remes: „Heute bin ich wirklich enttäuscht. Wir haben in der Abwehr zu selten Lösungen gefunden und Guben hat das ausnutzen können.“ 

Durch die 27:34-Niederlage rutschen die Wölfe auf Platz 5 in der Tabelle ab. Auch den inoffiziellen Titel als beste Abwehr der Liga ist das Team mit nun 25 Gegentoren im Schnitt erst einmal los. Chemie Guben hingegen lässt den Knoten platzen, feiert einen leidenschaftlichen Sieg und damit den ersten Erfolg in dieser Saison. Am nächsten Wochenende empfangen die Wölfe den noch ungeschlagenen 1. VfL Potsdam II. 

Chemie Guben – Wünsdorfer Wölfe 34:27 (18:13)

Chemie Guben: Horbynko, D. Müller – T. Ermling 12, Rietschel 7, Klein 7 (3/3), Ewersbach 3, Nagel 2, Maschke 2, N. Ermling 1, Kirchhofer, Stein
Wünsdorfer Wölfe: Paeschke – Halkow 9, Schulz 3, Wendland 3, D. Becker 3, Strube 2 (2/2), Gröpler 2, Hawaleschka 2, Pawlicki 2 (0/1), Seifert 1, P. Engel, Vogel, Vikhrov, Luchmann
Schiedsrichter: Maik Lehmann/Martin Prokof

Gelbe Karten: N. Ermling – Schulz, Wendland
Zeitstrafen: 6:7 (3x Nagel, 2x Ewersbach, Rietschel – 2x Schulz, Hawaleschka, Gröpler, D. Becker, Seifert, Pawlicki)
Rote Karten: Frank Nagel (Chemie Guben/46. wegen dritter Zeitstrafe)
Blaue Karten: –

Wurfquote: 34/48 (70,1%) – 27/50 (54%)
Siebenmeter: 3/3(100%) – 2/3 (66,7%)

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